Gemeindefinanzbericht 2013 - Analyse und Anmerkungen

Mitte November 2013 wurde der Gemeindefinanzbericht 2013 für das Haushaltsjahr 2012 von der Kommunalkredit Austria AG bzw. vom Österreichischen Gemeindebund präsentiert. Er umfasst 164 Seiten. Ich habe  die Querschnittsdaten für vier Jahre mit meinem Excel-Analysemodell erfasst, die ich Ihnen nachstehend präsentieren möchte.

 

 

1. Die Mittelverwendung (Investitionen) aller österreichischen Gemeinden (ohne Wien)

Ein Überblick über die Mittelverwendung 2012

Überblick Ausgaben 2012 - Alle Gemeinden Österreichs
Überblick Ausgaben 2012 - Alle Gemeinden Österreichs

 

Dieses Bild gibt einen Überblick über die Mittelverwendung (Investitionen, Ausgaben) aller österreichischen Gemeinden außer Wien.

 

Diese Gebietskörperschaften gaben 2012 beinahe 17 Milliarden Euro aus. Sie spielen eine tragende Rolle als inländischer Investor.

 

 

Mittelverwendung aller Gemeinden Österreichs von 2009 bis 2012 im Detail:

Mittelverwendung Teil 1 - Alle Gemeinden Österreichs zusammen
Mittelverwendung Teil 1 - Alle Gemeinden Österreichs zusammen

Hinweis: Ich teile die Mittelverwendung (Investitionen, Ausgaben) in meinem Analysemodell in insgesamt 6 Bereiche:
(1) Sachgüterinvestitionen im engeren Sinn

(2) Sachgüterinvestitionen für die Verwaltungsabwicklung

(3) Personalinvestitionen für die Verwaltungsabwicklung

(4) Investitionen in Dritte (Transferausgaben)

(5) Investitionen zur Fremdkapitalbedienung ("Schuldendienst")

(6) Investitionen zur Eigenkapitalbildung

 

Mittelverwendung Teil 2- Alle Gemeinden Österreichs zusammen
Mittelverwendung Teil 2- Alle Gemeinden Österreichs zusammen

Beachten Sie bitte die Vorteile dieser Darstellung:

1. Sie sehen die Ergebnisse von 4 Haushaltsjahren nebeneinander

2. Sie sehen die Anteile dieser Ausgaben (Mittelverwendung) in Prozent der Gesamtausgaben

3. Sie können mit freiem Auge die Entwicklung im Zeitablauf erkennen

 

Der Rücklagenstand aller österreichischen Gemeinden zusammen (ohne Wien) beträgt per Ende 2012 1 Milliarde 568 Millionen Euro.

2. Die Mittelherkunft (Finanzierung) aller österreichischen Gemeinden (ohne Wien)

Überblick über die Mittelherkunft aller österreichischen Gemeinden im Jahre 2012
Überblick über die Mittelherkunft aller österreichischen Gemeinden im Jahre 2012

Die Einnahmen für 2012 weisen einen Betrag von rund 17,2 Milliarden Euro auf.

Die Eigenfinanzierung beträgt rund 95 %, die Fremdfinanzierung rund 5 %.

 

Bei rund 50 % der Eigenfinanzierung bestimmen die Gemeindeverantwortlichen selbst  über deren Gestaltung. Rund 45 % der Eigenfinanzierung wird von Dritten (zB Bund oder Länder)  mitbestimmt.

Mittelherkunft aller Gemeinden Österreichs von 2009 bis 2012 im Detail:

Mittelherkunft Teil 1 - Alle Gemeinden Österreichs zusammen
Mittelherkunft Teil 1 - Alle Gemeinden Österreichs zusammen

In meinem Analysemodell wird die Mittelherkunft in folgende Kategorien eingeteilt:

1. Eigenfinanzierung - von der Gemeinde selbst bestimmt

    a) aus laufenden Einnahmen

    b) aus nicht laufenden Einnahmen

 

2. Eigenfinanzierung - von Dritten mitbestimmt

   a) aus laufenden Einnahmen

   b) aus nicht laufenden Einnahmen

 

3. Fremdfinanzierung - von der Gemeinde selbstbestimmt

 

Mittelherkunft Teil 2 - Alle Gemeinden Österreichs zusammen
Mittelherkunft Teil 2 - Alle Gemeinden Österreichs zusammen


Die Ertragsanteile aus den gemeinschaftlichen Bundesabgaben laut dem Finanzverfassungsgesetz bzw. dem jeweiligen Fiananzausgleichgsgesetz sind zwar Eigenmittel der Gemeinden, werden aber mit dem Bund und Ländern ausgehandelt, daher "von Dritten mitbestimmt"!

 

Die Abhängigkeit der Gemeinden von diesen Ertragsanteilen hatte sich in den letzten 10 Jahren verstärkt.

Die während des Jahres immer wieder auftauchenden Jubelmeldungen über Steigerungen bei den Ertragsanteilen in diversen Zeitschriften und Portalen betrachte ich stets mit gemischten Gefühlen, spiegeln diese doch nur die Steigerung der Steuerbelastung wider, hier insbesondere die Steigerung bei der Lohnsteuer!

 

Eines ist jetzt schon abzusehen: die Steigerungen werden in den nächsten 10 Jahren sehr bescheiden ausfallen, wenn solche überhaupt stattfinden. Die Gemeindeverantwortlichen sollten sich mental darauf einstellen.

Mittelherkunft Teil 3 - Alle Gemeinden Österreichs zusammen
Mittelherkunft Teil 3 - Alle Gemeinden Österreichs zusammen

Obwohl das jeweilige Bundesland bei der Schuldenaufnahme von Gemeinden zustimmen muss, betrachte ich diese Finanzierungsart als "von der Gemeinde selbst bestimmt"!

Interessant ist, dass es den Gemeinden gelungen ist, Schulden abzubauen und gleichzeitig Rücklagen aufzubauen. Natürlich auf Kosten der Sachgüterinvestitionen im engeren Sinn!

3. Die Freie Finanzspitze 2012 - ein modernes Rätsel?

Die Freie Finanzspitze 2012 - Alle Gemeinden Österreichs zusammen
Die Freie Finanzspitze 2012 - Alle Gemeinden Österreichs zusammen

Laut den Zahlen der Querschnittsrechnung ergibt sich für 2012 eine Freie Finanzspitze von 398 Millionen Euro.

Eine ganz klein gedruckte Fußnote erhöht diesen Betrag auf 525 Millionen Euro!

4. Die Transferzahlungsbilanz

Die Transferzahlungsbilanz 2012 - Alle Gemeinden Österreichs zusammen
Die Transferzahlungsbilanz 2012 - Alle Gemeinden Österreichs zusammen

Das Defizit aus der Transferzahlungsbilanz beträgt insgesamt  2.485 Millionen Euro.

Davon beträgt das "Intergovernmentale" Defizit (Beziehungen zwischen den Tilgungsträgern öffentlichen Rechts)  1.240 Millionen Euro, wobei 1.047,1 Millionen innerhalb der Gemeindeverbände und Gemeindefonds verbleiben, sodass dieses Defizit im Endeffekt nur ca. 193 Millionen Euro beträgt.

 

Das restliche Defizit  im Betrag von 1.245 Millionen Euro resultiert aus den Beziehungen zu den Bürgern!

 

5. Kennzahlen pro Kopf für das Haushaltsjahr 2012

Pro Kopf-Kennzahlen für die Mittelverwendung 2012
Pro Kopf-Kennzahlen für die Mittelverwendung 2012

Sie sehen in dieser Grafik die Ausgaben je Querschnittskennzahl absolut und pro Kopf für das Jahr 2012.
Es ist an Hand dieser Vorlage sehr einfach, diese wichtigen Informationen für die eigene Gemeinde selbst zu erstellen.

Sie benötigen nur  4 Seiten Kopien der Querschnittsrechnung des entsprechenden Jahres, etwas Papier, einen Taschenrechner oder Excel sowie einige Muße und etwas Zeit!

 

Und Sie wissen dann möglicherweise genauer Bescheid über die Finanzen Ihrer Heimatgemeinde als ein lang gedienter Gemeinderat.

 

 

 

Pro-Kopf-Kennzahlen für die Mittelverwendung 2012
Pro-Kopf-Kennzahlen für die Mittelverwendung 2012

 

 

 

 


Die Rücklagen (Reserven) aller Gemeinden (ohne Wien) betragen 1,568 Milliarden Euro. Dieses  Geld müsste in Sparbüchern oder Bankguthaben veranlagt sein und daher jederzeit für gewünschte und natürlich sinnvolle Investitionen zur Verfügung stehen.

 

 

 

6.681.785 Einwohner befinden sich außerhalb von Wien. Pro Einwohner wurden 2012 € 2.542,-- ausgegeben.

Pro-Kopf-Kennzahlen für die Mittelherkunft 2012
Pro-Kopf-Kennzahlen für die Mittelherkunft 2012

Die Kennzahl "10 Eigene Steuern" besteht aus folgenden Komponenten:

Kommunalsteuer

1.947,0   Mio. €                     64,3 %

Grundsteuer

525,0   Mio. €                       17,3 %

Interessentenbeiträge

248,5  Mio. €                           8,2 %

Fremdenverkehrsabgabe

78,5  Mio. €                              2,6 %

Sonstige Abgaben

228,8  Mio. €                          7,6 %

Gemeindeabgaben

gesamt 3.027,8 Mio. €       100,0 %

 

 

Die von der Lohnsumme abhängige Kommunalsteuer hat die größte Bedeutung und wird ausschließlich von den Unternehmen bezahlt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pro-Kopf-Kennzahlen für die Mittelherkunft 2012
Pro-Kopf-Kennzahlen für die Mittelherkunft 2012

 

 

 

Die Kennzahl "11 Ertragsanteile" spiegelt eins zu eins die Steuererhöhungen pro Jahr wider. Diese werden in erster Linie von der steigenden Lohnsteuer infolge der kalten Progression erbracht.

 

Der Stand der Finanzschulden in Höhe von 11,359 Milliarden Euro per Ende 2012 ist im Vergleich zu den Ländern oder dem Bund nicht besorgniserregend.

 

 

Freie Finanzspitze pro Kopf
Freie Finanzspitze pro Kopf

 

Laut den Zahlen der Querschnittsrechnung ergibt sich für 2012 eine Freie Finanzspitze von 398 Millionen Euro.

Eine ganz klein gedruckte Fußnote im Gemeindefinanzbericht 2013 erhöht diesen Betrag auf 525 Millionen Euro! Somit ändert sich die freie Finanzspitze pro Kopf von 58,6 € auf 78,6 € .

 

 

Neu ab April 2016:

"RUSSISCHE" TRANSPARENZ ("GLASNOST") in Laa an der Thaya:

Die Laaer

"Gebarungsstatistik 2015":

Auf 82 Seiten reiner Schwachsinn!

Davon können sogar die Russen noch etwas lernen!

Neu ab September 2015:


Neu ab Jänner 2014:

Salzburger Finanzcrash

Ein Jahr danach - Download von Originaldokumenten

Gesamtstaatliche Querschnittsrechnung wäre sehr sinnvoll

Bundesbudget 2013

Burgenland transparent

Portal "Offener Haushalt"

Gemeindefinanzbericht 2013

Systematisch analysiert und strukturiert

 

mehr dazu hier

Die Querschnittsrechnung gewinnt immer mehr an Bedeutung ...

Muckendorf-Wipfing: eine Vorbildgemeinde

Im Zuge einer Internetrecherche bin ich auf diese - für mich Vorbild- oder Vorzeigegemeinde gestoßen ...

Unsere aktuellen Staatsschulden ticken auf dieser Seite:

Die Finanzen der Bundesländer

 

Die Finanzen der Bundesländer unter die Lupe genommen ....

 

Eine Analyse der Finanzen der österreichischen Bundesländer auf Grund der Querschnittsrechnungen des Jahresabschlusses 2011!

 

16 Kennzahlen zeigen, wie unterschiedlich die Bundesländer unseres kleinen Landes finanzieren und investieren!

Gemeindemonitoring

Der Rechnungshof hat zusammen mit dem österreichischen Gemeindebund im Juni 2012 ein Monitoring-Programm vorgestellt.

Alle österreichischen Gemeinden können diese Kennzahlen kostenlos anfordern!

 

Mehr dazu ...

Das neue Rechnungswesen des Bundes

Stadt GRAZ:

Grazer Stadtrechnungshof: mustergültige Aufbereitung seiner Prüfungen...

Stadt LINZ:

Vorbild Linz: Mittelfristige Finanzplanung erstmals im Schema der Querschnittsrechnung

So könnten die Arbeitssteuern (Lohn- und Einkommensteuer) ab 2015 um 2,2 Millarden EURO gesenkt werden, ohne dass der Haushalt zusammenbricht!

Analyse der Finanzen des Bundeslandes Salzburg

Niederösterreich:

Noe Fonds:

Bundesland Salzburg:

Tragisch-komisch: Der Istzustand der Salzburger Landesfinanzen

Das "Zockervermögen" ...

Die "Zockerschulden" ...

Die Devisentermingeschäfte ...

Was ist der "VUF"?

Frage: Was ist die stärkste Wasserkraft der Erde?

Antwort: Die Tränen der Frauen!

Dies wissen die beiden Salzburger Ladies Burgstaller und Rathgeber ganz bestimmt!

Einer meiner Lieblingswitze:

 

"Österreich hat rund 8 Millionen Einwohner. Und jeder Österreicher kennt mindestens einen Trottel!"

Ein großer Beitrag zur direkten Demokratie wäre...

wenn sowohl die Sozialversicherungsanstalten als auch alle öffentlichen Fonds als auch alle Gemeinden ihre Finanzgebarung (Voranschlag und Rechnungsabschluss) im Internet veröffentlichen müssten ..

--> sollten kleine Gemeinden keine eigene Webseite (Homepage) haben, könnte diese Aufgabe das jeweilige Bundesland übernehmen!