Ich persönlich finde das Mietkaufmodell (Kaufoptionswohnung) ganz einfach großartig und sehr sinnvoll.
Dies ist eine der wenigen Möglichkeiten für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Wohnungseigentum zu schaffen! Vor zwanzig, dreißig Jahren hatte es heiße Diskussionen zum Thema "Eigentumsbildung in Arbeitnehmerhand" gegeben. Die SPÖ und der Arbeitnehmerflügel der ÖVP übertrafen dabei einander mit zündenden Ideen. Heute scheint das Thema vergessen zu sein.
Wenn die österreichischen Bauern jährlich mit Milliarden gefördert werden, regt sich niemand auf, dass hier Personen Geld erhalten, die bereits massiv Grund und Boden besitzen!
Will aber ein Arbeitnehmer nur eine Mietkaufoption für eine Wohnung oder Reihenhaus erwerben, muss er derzeit von vornherein € 66,86 pro m² Nutzfläche aufbringen! Bei 100 m² Nutzfläche sind das € 66.860,-- oder rund ATS 920.000,--! Eine riesige Hürde für junge Menschen ohne "Sponsoren"!
Meine Bitte daher:
Im Interesse unserer jungen Menschen --> Absenken auf die Hälfte!
Und wenn ich lese, dass manche Bundesländer beim späteren Eigentumserwerb die Förderungen kürzen oder streichen, kommt Unverständnis in mir hoch!
Und mich erzürnt die Tatsache, dass nicht wenige GBVs mit unverschämt hohen und nicht nachvollziehbaren Barverkaufspreisen den jungen Leuten noch das Weiße aus den Augen nehmen wollen. (Nach dem Motto: "wie gemein kann ich sein, dass es mir nützt"! Ist auch eine Form von "gemeinnützig"!)
Wie gesagt, das Mietkaufmodell ist für jede Alterskategorie, besonders aber für junge Menschen sehr sinnvoll. Sicher ist es für viele Junge nicht leicht, den erforderlichen Grund-und Baukostenanteil aufzubringen. Insbesondere wenn "Sponsoren" wie Eltern und Großeltern nicht zur Verfügung stehen. Aber haben sie diese Hürde geschafft, ist diese Art des möglichen Eigentumserwerb geradezu ideal!
Sie sind vorerst zumindest 10 Jahre Mieter! Und dass da im "Hintergrund" so um die € 200.000,-- Darlehen laufen, tangiert sie psychisch nicht so sehr, sie sind ja "Mieter". Fühlen sich diese wohl, passt die Bausubstanz, Nachbarn und Umgebung, reift der Wunsch von selbst, eines Tages Eigentümer "ihrer" Wohnung oder "ihres" Hauses zu werden.
Wie aus der von mir ergänzten Grafik ersichtlich, sind zirka 50.000 österreichische Mitbürgerinnen (alias M i e t bürgerinnen) und Mitbürger (alias M i e t bürger) in den Jahren 2010 bis 2017 sogenannte „Optionshalter“ (Mietkaufberechtigte) zum Erwerb von Wohnungseigentum. Nur rund 20 % davon erwerben auch tatsächlich Eigentum! Und zwar überwiegend „Besserverdienende“ aus dem oberen „Einkommensquartil“ (oberes Viertel der Einkommensskala), vielfach „Doppelverdiener“.
Warum so wenig? Was sind die möglichen Gründe? Worin liegen die möglichen Ursachen?
Mundt, A., Amann, W., Komendantova, N. (2009):
Kaufoptionswohnungen der Gemeinnützigen – Strategien für hohe Verkaufsquoten (Wien,
IIBW, im Auftrag des Landes Niederösterreich), Seite 41
Die unterschiedlichen Strategien der GBVs
Laut Studie gibt es bei den NÖ GBVs im Wesentlichen 2 Gruppen:
die eine Gruppe forciert bewusst und aktiv den Verkauf von Wohnungseigentum (die „Aktiven“) während die andere Gruppe genau das Gegenteil macht (die „Passiven“).
1. Die Aktiven innerhalb der GBVs:
· Halten das, was sie in ihrer Werbung versprechen
· Forcieren den Eigentumserwerb ganz gezielt
· Halten bereits im Mietvertrag die wesentlichen Punkte für den Eigentumserwerb fest
· Informieren und erklären den Mietern objektiv Vor- und Nachteile
· Suchen bewusst „Leithammel“ alias „Opinionleader“ bei den Mietern, die andere vom Eigentumserwerb überzeugen sollen
· Richten die Objekte im 10. Jahr nach Mietbeginn bewusst „schmuck“ her (Verwendung des EVB = Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag)
· Helfen bei der Finanzierung des Barkaufpreises
· Errichten Kauf- und Wohnungseigentumsvertrag und führen Intabulation im Grundbuch durch zu einem „Vertragserrichtungspauschale“ von ca. 1.000 €
· Der Barkaufpreis liegt im „moderaten“ Bereich von 2 bis 6 % der Gesamtherstellungskosten (also unter den 8 % des „OÖ Modells“)
· Geben den Barkaufpreis im Vorhinein genau oder zumindest ungefähr bekannt
2. Die Passiven innerhalb der GBVs:
Sie werben zwar massiv mit dem „Zuckerl“ Optionskauf als „Marketingschlager“, haben aber von Vornherein nicht die Absicht, das auch umzusetzen.
Denn …“()mittlerweile bestätigen….. die meisten untersuchten GBV, dass das Vorhandensein einer Kaufoption von Seiten der Nachfrage gefordert wird. Mietwohnungen ohne Kaufoption sind mittlerweile schwer zu vermarkten.“
(Studie Seite 58)
Dies gilt auch für reine Eigentumswohnungen!
Kurz und gut, auf die Passiven trifft genau das Gegenteil der oben angeführten Eigenschaften zu! Sie wollen keine Eigentümer sondern nur Mieter auf Lebenszeit!
Und exzessive Barkaufpreise bis zu 21 % der Herstellungskosten sind von den meisten Betroffenen ohnehin nicht finanzierbar und werden dadurch vom Eigentumserwerb bewusst abgehalten!
Diese GBVs zerstören damit jede Illusion der Optionshalter.
Mundt, A., Amann, W., Komendantova, N. (2009):
Kaufoptionswohnungen der Gemeinnützigen – Strategien für hohe Verkaufsquoten (Wien,
IIBW, im Auftrag des Landes Niederösterreich), Seite 66
Hier sind übersichtlich die Gründe, die für den Eigentumserwerb sprechen, dargestellt.
1. Mindestens 10 jährige "Probezeit" um festzustellen:
2. Nach Erwerb freiere Gestaltungsmöglichkeiten
"meines" Hauses
3. Vererbung an Kinder möglich
4. Vorzeitige Darlehensrückzahlung möglich
5. Keine Gefahr mehr von "Auslaufannuitäten"
durch die Genossenschaft
6. Übernahme von in der Regel optimalen
Finanzierungsmöglichkeiten, die die Profis der GBV eingefädelt hatten.
1. Kosten und Risiken der Instandhaltung und
Instandsetzung gehen auf den Käufer über
2. Sofortige Bezahlung des Barkaufpreises, der
Grunderwerbsteuer, der Vertragserrichtung und
der Intabulation (Eintragung) im Grundbuch
3. Abschluss einer eigenen Gebäudeversicherung
erforderlich
4. Eigenverantwortung
5. Zählt der Käufer zu einer kleinen Minderheit, kann
er sich möglicherweise in der Folge in bestimmten
Angelegenheiten gegen die GBV nicht durchsetzen
6. Achtung: In manchen Bundesländern können
bestimmte Förderungen bei Übernahme ins
Eigentum wegfallen oder verkürzt werden!
Hinweise: zB.Annuitätenzuschuss (?),
Wohnbeihilfe (?),
Wohnzuschuss (?),
Wohnbauförderungsdarlehen (?)
Erkundige Dich bitte diesbezüglich bei Deiner Landesregierung!
Mundt, A., Amann, W., Komendantova, N. (2009):
Kaufoptionswohnungen der Gemeinnützigen – Strategien für hohe Verkaufsquoten (Wien,
IIBW, im Auftrag des Landes Niederösterreich), Seite 68
Was fällt auf?
Der Kaufpreis ist zu hoch!